Neben Rheinwerk gehört Video2brain zu den bekanntesten und ältesten kommerziellen Anbietern von Video-Trainings. Das Portfolio umfasst derzeit vor allem Themen aus kreativen Bereichen, wie etwa Design, Fotografie, Video, Grafik und Web-Entwicklung.
Wie funktioniert Video2Brain? Das erklärt uns Gastautor Tim Schürmann, der selbst bei Video2Brain veröffentlicht hat.
Das in Graz ansässige Unternehmen arbeitet ähnlich wie ein herkömmlicher Buchverlag. Anders als bei Udemy kann man folglich nicht einfach selbst Videos produzieren und hochladen. Stattdessen nehmen interessierte Trainer zunächst mit Video2brain Kontakt auf und schlagen ein Thema vor. Ein Mitarbeiter von Video2brain prüft dann, ob ein entsprechendes Video-Training in das Programm passt und es genügend potenzielle Käufer gibt. Die Chancen auf eine Umsetzung sinken, wenn sich im Angebot von Video2brain bereits ein Video-Training mit einem ähnlichen oder gar gleichen Inhalt befindet. Das erschwert zwar die Themenfindung, mehrere Trainer machen sich so aber auch nicht gegenseitig Konkurrenz.
Sofern das Thema in das Programm passt, spricht der Trainer mit Video2brain die konkreten Inhalte ab und erstellt insbesondere eine Gliederung des geplanten Trainings. Jedes Video sollte in der Regel zwischen 5 und 10 Minuten dauern und ein möglichst in sich abgeschlossenes (Unter-)Thema behandeln. Des Weiteren erhält der Trainer einen Vertrag, der unter anderem die Bezahlung regelt und Video2brain die exklusiven Veröffentlichungsrechte zugesteht.
Die Produktion des Tutorials erfolgt in Graz in einem Studio von Video2brain, wobei das Unternehmen die Reisekosten übernimmt. Ein professionelles Mikrofon sowie weiteres Aufnahmeequipment stellt ebenfalls Video2brain. Die Aufnahmen begleitet zudem ein Techniker, wodurch sich der Trainer vollständig auf die Inhalte konzentrieren kann. Die Videos zeichnet der Trainer grundsätzlich „Live“ auf. Sie ähneln damit aus seiner Sicht mehreren kleinen Vorträgen vor einem imaginären Publikum. Der Trainer sollte deshalb gut vorbereitet zur Aufzeichnung fahren und wissen, in welchen Videos er welche (Teil-)Inhalte präsentieren möchte. Der Trainer muss zudem darauf achten, dass die von ihm verwendeten Beispiel-Daten keine (Urheber-)Rechte verletzen. Die in den Videos verwendeten Beispiele stellt Video2brain üblicherweise später den Käufern zum Download bereit. Wie lange die Aufnahmen im Studio dauern, hängt vom Umfang des Trainings ab. Bei komplexeren Themen mit vielen Videos sollte man durchaus eine Woche einplanen.
Nach dem Ende der eigentlichen Produktion dreht Video2brain noch einen Film, in dem der Trainer seine Videos kurz vorstellt. Dieser Film bildet später eine Einführung und ist das Erste, das ein Kunde auf der Webseite des Trainings sieht. Darüber hinaus zeichnet Video2brain mit dem Trainer ein kurzes Interview auf, das primär der Werbung dient. Entsprechende Beispiele finden sich auf den Autorenseiten. Dort stellt Video2brain jeden Trainer mit einem kurzen Steckbrief vor. Apropos Werbung: Nach der Fertigstellung erhält der Trainer von Video2brain ein kleines Paket mit Grafiken, Links und Texten, mit denen er für sein Training werben kann — etwa auf seiner eigenen Homepage.
Damit ist für den Trainer die komplette Arbeit erledigt. Die Post-Production-Abteilung von Video2brain schneidet alle Videos, bearbeitet sie bei Bedarf und stellt das fertige Training online. Auch die komplette Vermarktung und Werbung übernimmt das grazer Unternehmen. Dies hat den Vorteil, dass sich der Trainer um fast nichts mehr kümmern muss und am Ende ein professionelles Ergebnis vorliegt. Im Gegenzug beteiligt Video2brain den Trainer an den Einnahmen nur zu den in der Buchbranche üblichen Sätzen. Beim Konkurrenten Udemy bekommen Trainer zwar rund das Drei- oder Vierfache, müssen ihre Videos dafür aber auch selbst produzieren und aktiv Kunden suchen.
Die Preise für ein Training legt Video2brain fest. Trainings von rund 2 Stunden Länge kosten in der Regel zwischen 20 und 30 Euro. Kunden erhalten einen Rabatt, wenn sie bei Video2brain ein Abonnement abschließen. Der Vertrieb erfolgt fast ausschließlich über das Internet. Kunden können gekaufte Trainings direkt im Browser abrufen und ansehen — sofern dieser Flash-Videos abspielt. Um die Videos auch offline wiedergeben zu können, müssen die Käufer eine von Video2brain bereitgestellte App herunterladen. Die gibt es derzeit für Windows ab Version 7, OS X ab Version 10.9, Mobilgeräte mit Windows 8, Android und iOS.
Die Video2brain GmbH gehört zwar mittlerweile zum amerikanischen LinkedIn-Konzern, hat ihren Sitz jedoch weiterhin in Graz. Dies hat Auswirkungen auf die Verträge, die den Gerichtsstand auf Österreich festlegen. Darüber hinaus weisen die vierteljährlichen Abrechnungen keine Umsatzsteuer aus. Deutsche Trainer müssen dies bei der Umsatzsteuervoranmeldung entsprechend berücksichtigen.